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Niedersachsenstein Worpswede

Gebäudetyp: Kultur / Freizeit / Kunst , Gärten + Parks

Touristische Regionen: Landkreis Osterholz

Adresse:
Straße: Weyerberg
PLZ: 27726
Ort: Worpswede

Video:

https://binged.it/2EQ1kRz

https://www.landschaftsverband-stade.de/faltblatt18.html

Eine ungewöhnliche Nutzung erhielt das Denkmal nach dem zweiten Weltkrieg. Da für die aus Ostpreußen nach Worpswede gekommenen Flüchtlinge im Ort nicht ausreichend Platz zur Unterbringung vorhanden war lebten von 1949 bis 1953 unter der Plattform des Niedersachsensteins - in der sich zwei kleine Räume mit Fenstern und ein Zugang befanden - 10 Personen der Familie Schmidt ohne Wasser und Strom. (Quelle: Heimat Rundblick Nr. 32 aus der Region Hamme,Wümme und Weser)

Der am Weyerberg gelegene Niedersachsenstein wurde von dem Bildhauer Bernhard Hoetger als Mahnmal und Antikriegsdenkmal 1922 errichtet. In dieser Zeit entstanden eine Reihe von komplett neuen Denkmälern, die mit der Zeit des Wilhelminismus brachen. In diese Reihe passt auch dieses Denkmal, das in Form und Gestaltung unvergleichlich ist. Man kann es - einmal gesehen - einfach nicht vergessen. Manchen erinnert es an einen umdimensionierten und deformierten Adler, andere an einen Vogel, der sich für den Flug in Richtung Sonne rüstet, andere an ein Phantasiewesen, das sich aus dem Boden bewegt. “Niemand hat grössere Liebe denn die dass er sein Leben lasset für seine Freunde” lautet die Inschrift des Denkmals, eine Erinnerung an die gefallenen Freunde, zärtlich und gleichzeitig ein Statement.
Dieses 18 Meter hohe Monument aus Ziegelsteinen war von Anfang umstritten, insbesondere bei den zahlreichen Kriegsverehrern und Militaristen. Hoetger wollte mit seinem Entwurf verhindern, dass der Berg mit einem “scheußlichen Kriegerdenkmal üblicher Art” verunstaltet wird und übernahm die Kosten für Planung und Bau. Ludwig Roselius, der Bremer Kaufmann und Generalkonsul, unterstützte Hoetger mit 30.000 Reichsmark zu einem Zeitpunkt als die endgültige Form noch gar nicht feststand.

Widersprüche führten aber dazu, dass der Bau 1921 zunächst eingestellt werden musste. U.a. hatte sich der nationalkonservative Maler Fritz Mackense als Förderer zurückgezogen und sich gegen Hoetger und sein Werk gewandt mit dem Schlachtruf “Nie der Sachsenstein! Nieder, Sachsenstein!”

Die Stader Bezirksregierung zog daraufhin die Baugenehmigung unter Berufung auf die Verordnung“zum Schutz gegen die Verunstaltung der Landschaft” zurück. Es gab aber auch Gegenstimmen zum Protest, unter vielen anderen z.B. von den berühmten Architekten Peter Behrens und Walter Gropius, die das Bauwerk lobten, woraufhin die unterbrochenen Baumaßnahmen wieder aufgenommen werden konnten. Den wiedergewonnenen Handlungsfreiraum gewährte Hoetger auch seinen Handwerkern am Bau. Diese mussten nicht nur Arbeiten nach seinen Anweisungen durchführen, sondern konnten auch Eigenwilligkeiten in das Bauwerk einbringen.

Architekt und Bildhauer: Bernhard Hoetger

Fotos: Christian Burmester

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