Anonymisiert: --

Ehemaliges Gefängnis Otterndorf (Hotel)

Gebäudetyp: Verkehr + Sicherung , Hotels + Gastronomie

Touristische Regionen: Landkreis Cuxhaven

Adresse:
Straße: Am Großen Specken 10
PLZ: 21762
Ort: Otterndorf

“Die kaiserlichen Reichsjustizgesetze von 1879 weisen den Weg in eine humane Zukunft. Auch wer die Rechtsregeln verletzt, ist ein Mensch.
Nicht Kerker, dunkle Verließe und in feuchte Wände getriebene Eisen sollen dem Unredlichen den Weg weisen. Nicht Teer noch Federn die Tat nach außen zur Kenntnis geben. Nicht Thyphus, Cholera und Schwindsucht den schnellen Tod bringen. Ein neuer, humaner Strafvollzug soll kommen. In sichere Zellen verbracht, ein des Nachdenkens würdig Umfeld umgibt Körper und Geist. ....

Im Jahre 1883 beginnen die Arbeiten zur Errichtung des Gerichtsgefängnisses in Otterndorf. Schwer beladen bringen die Fuhrwerke die roten Ziegel aus dem fernen Drochtersen. Aus dem Ringofen am Torfe gebrannt. Zwei Jahre preussischer Maurers-, Tischlers- und Schmiedekunst verstecken sechs Einzelzellen, zwei Viererzellen, eine Krankenzelle und eine Strafzelle hinter dicken Mauern....

Die Gefängnisdirektoren sind glückliche Menschen. Auch sie haben genug zu essen. Ein Stall mit Schweinen und Federvieh steht ihnen zur Verfügung, der Amtsgarten mit Dutzenden von Obstbäumen bringt reiche Ernten....

In das Gefängnis hinein kommt, wer schwarz schlachtet, wer dem nächsten sein Eigentum nimmt und - sofern weiblich - wer sich mit polnischen Landarbeitern einlässt. Hinaus kommt, wer zwei Tage oder vielleicht drei Wochen dort verbringt....

Im Jahre 1954 werden die alten Kohleöfen in den Zellen durch eine Zentralheizungsanlage ersetzt....

Zu Beginn der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts .... setzt die Hygiene neue Maßstäbe. Die Fäkalienkübel in den Zellen sind nun unerwünschtes Gerät, das Haus ist für einen grundlegenden Umbau zu klein, die Kosten sind zu hoch..... das Gefängnis versinkt im Jahre 1964 in einen beheizten Dämmerschlaf.

Nach zweijähriger Bauzeit findet das Gefängnis im Jahre 2008 seine alte Nutzung wieder. Als Ort des Rückzugs, der Ruhe und Geborgenheit. Als Ort der Anonymität, der Strenge und des Lehrens und Lernens. Als Ort der Zielefindung, der Gemeinsamkeit und des Vorlebens der Zukunft.
Nun aber nicht für Abtrünnige der Gesellschaft, sondern für fortschrittliche Geister, die ihre fünf Sinne schärfen, ihre Wahrnehmung trainieren und ihre Ausdruckskraft verbessern wollen. Eben für die, die dem Fortschritt weit voraus sind und andere überzeugen wollen.

In ehrwürdigem Ambiente stehen für Führungskräfte der Wirtschaft, Verwaltung und Politik nun fünf Zellen mit Bädern, drei Seminarräume mit modernster technischer Infrastruktur zur Verfügung - begleitet von einer bodenständigen Küche.” (Dr.Ulrich Nöhle)

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